Hack Meck ‾‾‾‾‾‾‾‾‾
Vom 28. bis 30 Dezember 1988 rief der Chaos Computer Club Hamburg wieder einmal zum Traditionellen "Chaos Communication Congreß" auf. Unter dem Motto "Ich glaub' es hackt" versammelten sich Chaosclubler, Sysops, Datenreisende, Hacker und Hacksen aus ganz Deutschland und dem Ausland im Eidelstedter Bürger- haus. Dreißig Mark kostete die Teilnahme für Privatleute. Darin beinhaltet waren alle Veranstaltungen der drei Tage sowie der Kongreßausweis. Ziel der Veranstaltung war wie immer Erfahrungsaustausch und Wissensförder- ung. In der Eröffnungsrede wurde das Thema "hacken in Holland" angesprochen. Schon früh in den achtziger Jahren gab es dort einige interessante Hacks mit dem Autotelefonnetz, aber die richtige "Hackerszene" begann in Holland erst 1984. Damals knackten einige Hacker den Rechner des holländischen Gesundheits- amtes. Dort fand man Briefe mit Patientennamen und Ähnliches und man war entschlossen, die Presse zu in- formieren. Leider war die Reaktion anders als erwar- tet: Eine einberufene Kommission verfaßte jetzt das holländische Datenschutzgesetz. Diese Kommission hat entschieden, daß Daten statt Menschen geschützt wer- den müssen. "Chaos im Computer Club" hieß ein Theaterstück, daß von einer Theatergruppe aus Neumünster vorgetragen wurde. Sechs Mitglieder eines Computerclubs sitzen - wie bei Hackern so üblich - im Clubraum und tippen auf ihren Rechnern herum. Als drei Mädchen des Clubs bei einem Besuch im Ministerium eine Codekarte in die Hände fällt, ändert sich das "Alltagsleben" der Clubler. Die Karte wird analysiert und schon bald kennt man das Codewort. So verschafft man sich Zugang zu einem Rechner des Ministeriums. Unverständliche und mysteriöse Dinge passieren und das Chaos im Computerclub ist perfekt, als ein Mit- glied plötzlich entführt wird. Am Ende kommen die Hacker natürlich gut weg - wie sollte es auch anders sein bei einem Hackertreffen. Sicher mit Spannung erwartet wurde die Podiumsdis- kussion über die Vergangenheitsbewältigung des CCC. Man hat ja so einiges über die Verhaftung von Steffen Wernery im letzten Frühjahr gehört. Was lag also näher als die Informationen nun direkt von den Club- mitgliedern zu erhalten? Hier nun der "Tathergang" aus "erster Hand": Steffen Wernery wurde auf dem Pariser Flughafen von französischen Ordnungskräften verhaftet. Der Vorwand für die Verhaftung war eher fadenscheinig. Der CCC vertritt die Ansicht, daß die Verhaftung deshalb durchgeführt wurde, weil die französischen Behörden in Deutschland während der Hausdurchsuchungen bei CCC-Mitgliedern nicht die rechtliche Handhabe für ausreichende Verhöre gehabt hätten. Steffen Wernery war zu dem Kongreß "Securicom" einge- laden und man hatte sich natürlich vorher beim Veran- stalter des Kongresses informiert, ob es zu Schwier- igkeiten kommen könnte. Trotz der Antwort, daß keine Aktionen seitens der französischen Behörden zu be- fürchten seien, wurde Steffen am Pariser Flughafen abgefangen. Wahrscheinlich ist es den sich anschließenden öffent- lichen Diskussionen mitzuverdanken, daß es Steffens Anwälten gelang, ihn bereits nach für französische Verhältnisse recht kurzer Zeit aus dem Gefängnis zu holen. Erhebliche Nachteile entstanden dem CCC neben Anwaltskosten auch noch durch die Beschlagnahmung des Redaktionsmaterials der Datenschleuder. Dadurch kam es auch zum völligen Zusammenbruch der BTX-Redaktion. Die Mitarbeit der Medien war auch besonders hilfreich bei den Hausdurchsuchungen in Hamburg: Die Aktion wurde live übertragen. Ein paar Zeilen seien auch noch dem recht interessan- ten Pressezentrum auf dem CCC-Kongreß gewidmet. Intern kam ein Mailboxsystem zum Einsatz, an das sich maximal 8 Ports anschließen lassen. In allen Räumen stehen bis zu zwei angeschlossene Terminals. Über diese läßt sich direkt auf den Datenbestand der Mail- box zugreifen, wo unter anderem die neuesten Meldun- gen der Kongreßpressestelle abrufbar sind. Gleichzeitig kann jeder über diese Terminals Beiträge für die Kongreßzeitung einspielen. Diese werden von der Kongreßredaktion bearbeitet und über verschiedene Kanäle als Online-Zeitung herausgegeben. Mit der Online-Zeitung hat man das interessante Ex- periment unternommen, eine Zeitung herauszugeben, die erstens in beide Richtungen Datenaustausch zuläßt und zweitens nicht aus Papier besteht, das einen Tag später auf dem Müll landet. Und einen Namen gibt es auch schon dafür: Telepublikation. Obwohl schon "Magic Disk 64" eine weitgehend papier- lose Zeitschrift ist bieten sich hier sicherlich noch eine Menge interessanter Möglichkeiten. Der "Chaos Communication Congress '88" hat damit jedenfalls sei- nem Namen alle Ehre gemacht. Obwohl wir hier nur auf einige interessante Themen eingehen konnten hoffen wir, Ihnen einen Eindruck über den dreitägigen Kongreß geboten zu haben. Vielleicht fahren Sie ja Ende dieses Jahres zum CCC-Congress '89 nach Hamburg?!